Anreise: Metro m1 (ab Flon, Richtung Renens), Haltestelle »Chavannes-Renens: UNIL-Chamberonne«
Gebäude: Bâtiment Anthropole, vgl. Lageplan online: https://planete.unil.ch/plan/ (Nord-Ost-Ecke des UNIL-Campus)
Räume: 2024 (Impulsreferate/Plenum + Mitgliederversammlung SAGG); 3028, 3059 und 3068 (Ateliers 1-3, parallel)
Die Anmeldung zum Germanistiktag 2025 ist über das Anmeldeformular bis zum 15. November 2025 möglich.
Wie viele Geistes- und Sozialwissenschaften ist gegenwärtig auch die germanistische Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft in eine Krise geraten. Neben der bildungspolitischen Dauerfrage nach der gesellschaftlichen Relevanz hat unser Fach infolge sinkender Studierendenzahlen auch im engeren akademischen Umfeld mit einem wachsenden Legitimationsproblem und einem drohenden Bedeutungsverlust zu kämpfen. Das ehemalige Massenfach Germanistik ist auf dem Weg zum kleinen Fach, wie es Albrecht Koschorke schon vor zehn Jahren in einem Aufsatz zur Lage der Disziplin vorausgesagt hatte. Der Germanistiktag 2025 der Schweizerischen Akademischen Gesellschaft für Germanistik SAGG greift diese aktuelle Marginalisierung im akademischen Betrieb auf und konfrontiert sie mit einem anderen, weit unspektakuläreren Marginalitätsphänomen in unserem Fach: mit der kultur- und sprachgeographischen Randständigkeit der so genannten Auslands- oder Fremdsprachengermanistik. Eine anderssprachige Umwelt und eine nicht germanophone Wissenschaftskultur, auf die sie reagieren und in der sie funktionieren muss, hat ihre oft kleinen Institute schon immer zur Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Akteuren sowie zur Anpassung an eine multilinguale Realität bewegt. Die Routinen und Experimente, die unser Fach hier als Mehrsprachengermanistik entwickelt hat, lassen Marginalität daher auch als Chance erschienen.
Dieses Potenzial will die Section d’allemand der Universität Lausanne im Dialog mit anderen Mehrsprachengermanistiken aus dem benachbarten Ausland auf dem diesjährigen Schweizer Germanistiktag zur Diskussion stellen. In vier Input-Referaten berichten Kolleginnen und Kollegen mit langjähriger akademischer Erfahrung in Frankreich, Großbritannien, den USA, dem Baltikum und Deutschland von den besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten des Fachs am Rande des germanistischen Einflussgebiets. Drei parallele Ateliers zur Schnittstelle von Universitätsgermanistik und Deutschunterricht an der Schule (Gymnasium), zur Mehrsprachengermanistik im Netzwerk von lokalen und regionalen Kultur- und Bildungsinstitutionen sowie zur Lehre und Forschung mit inter- bzw. transdisziplinären Wissensbeständen laden ein zum Gespräch über Projekte und Initiativen aus dem germanistischen Nachwuchs, von Schüler:innen mit den sie unterstützenden Lehrpersonen bis zu Studierenden und Doktorierenden mit den sie begleitenden Unterrichtenden.
Bernard Banoun: »Krise als Dauerzustand? Versuch einer Bestandsaufnahme der französischen Germanistik und ihrer Entwicklung«
Ausgehend von einem kurzen Rückblick auf die Geschichte der französischen Germanistik als ein an sich interdisziplinäres Fach möchte ich in meinem Impulsreferat zuerst auf wohlbekannte Formen des ›Prestigeverlustes‹ des Faches eingehen: weniger Studierende, weniger Stellen, losere Bindung an die Lehramtsprüfung usw. Zweitens werde ich einige Aspekte struktureller Art erwähnen (Organisation der Universitäten und des Hochschulwesens: Institute, CNU/Conseil national des universités), die manchmal als mögliche Ursachen des jetzigen Zustandes angesehen werden, weil sie den Anschein eines Gegensatzes zwischen Mono- und Interdisziplinarität erwecken. Schließlich werde ich auf einige Initiativen und Institutionen eingehen, die versuchen, Interdisziplinarität und Expertise in Sachen »Deutsch« produktiv miteinander zu verbinden.
Racha Kirakosian: »Von Harvard nach Hyderabad. Auslandsgermanistik im Spiegel der Zeit«
In meinem Impulsreferat werde ich über meine Erfahrungen im anglophonen Kontext berichten, insbesondere an den Universitäten Oxford und Harvard, wo sich die Germanistik in einem Spannungsfeld zu einem global dominanten Fach, der Anglistik, positioniert. Dabei möchte ich die Frage nach der Dynamik zwischen großen und kleineren Fächern ins Zentrum rücken und diskutieren, welche Chancen und Herausforderungen sich daraus für die sogenannte ›Auslandsgermanistik‹, insbesondere aus Sicht der Mediävistik, ergeben. Ergänzend beziehe ich Eindrücke aus Schweden, Italien und Frankreich ein, mit deren Fachvertreter:innen ich in engem Austausch stehe. Ein Ausblick gilt schließlich der Situation der Germanistik in Indien, die ich im Zuge einer Vortragsreise 2024 kennenlernen konnte.
Heiko Marten: »Deutsch als »gesellschaftliche Ergänzungssprache« im Baltikum: Perspektiven auf Germanistik und Deutschlernen vom Rande des deutschen Sprach- und Kulturraums«
Das Baltikum ist seit Jahrhunderten eng mit dem deutschen Sprach- und Kulturraum verbunden. Nach der Aussiedlung deutscher Erstsprecher:innen im 20. Jahrhundert hat Deutsch heute zwar keine dominante Stellung mehr. Dennoch sind historische wie aktuelle Funktionen dieser gesellschaftlichen Ergänzungssprache nach wie vor sichtbar. Dabei sinkt aber auch im Baltikum das Interesse an Deutsch in den Schulen wie an der akademischen Germanistik. Vor diesem Hintergrund formulierte die 4. Konferenz der Germanisten und Deutschlehrer der Ostseeanrainerländer 2017 in Riga 10 Thesen zur Zukunft der Germanistik in der Region, die im Wesentlichen auch heute noch gültig sind. Der Vortrag gibt einen Überblick über die gesellschaftliche Rolle des Deutschen in der Region und stellt die Rigaer Thesen vor, um abschließend nach der Rolle des Deutschen und der Germanistik im Kontext des russischen Überfalls auf die Ukraine seit 2022 zu fragen.
Romana Weiershausen: »Mit und in der Germanistik über Grenzen gehen: Erfahrungen eines deutsch-französisch-luxemburgischen Studiengangs«
Sieht man einmal vom Lehramtstudium ab, das das Fach zumindest in seinem Grundbestand sichert, hat die Germanistik in Deutschland einer anderen Schwierigkeit zu begegnen als es bei sogenannten ›Auslandsgermanistiken‹ der Fall ist: Eine andere Sprache und Kultur zu studieren, zeugt von Weltoffenheit, wohingegen der einst als Nationalphilologie gegründeten Germanistik aus einer Inlandsperspektive etwas Gestriges anmutet. Grenznahe Kooperationen bieten hier eine Chance, Interkulturalität in die Mitte des Fachs einzuholen und Studierende für einen größeren Berufsmarkt zu qualifizieren. Im Impulsvortrag werde ich von unseren Erfahrungen (Möglichkeiten wie Herausforderungen) eines trinationalen Studiengangs berichten, den wir gleichzeitig an drei Standorten (Saarbrücken, Metz und Luxemburg) ausrichten.
Zeit | Raum | Programm |
10:00 - 10:15 | ANT 2024 |
Begrüssung und Einführung (Organisator:innen)
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10:15 - 11:15 | ANT 2024 |
Impulsreferate B. Banoun und R. Weiershausen (inkl. Diskussion)
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11:15 - 11:30 |
Kaffeepause
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11:30 - 12:30 | ANT 2024 |
Impulsreferate R. Kirakosian und H. Marten (inkl. Diskussion)
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12:30 - 14:00 |
Mittagessen (Stehlunch)
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14:00 - 15:30 | ANT 3028 |
Atelier 1: Mehrsprachige Germanistik zwischen Schule und Universität (Moderation: Christian Elben) Inputs: Stephan Bucher, Elea Osler, Sarah Pfitzmann, Barbara Renaud-Luscieti |
ANT 3059 |
Atelier 2: Mehrsprachige Germanistik im Netzwerk von Kultur- und Bildungsinstitutionen (Moderation: Angela Sanmann-Graf, Irene Weber Henking) Inputs: Valentin Décoppet, Pino Dietiker, Réka Gaal, Salomé Naef, Marina Rougemont |
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ANT 3068 |
Atelier 3: Mehrsprachige Germanistik mit inter- bzw. transdisziplinären Wissensbeständen (Moderation: Christine Putzo, Claudio Scarvaglieri, Hans-Georg von Arburg) Inputs: Tanguy Donnet, Susanne Finkel, Zélie Gottraux, Aline Siegenthaler
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15: 30 - 16:00 |
Kaffeepause
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16:00 - 16:45 | ANT 2024 |
Austausch über Atelier-Gespräche (Plenum)
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17:00 | ANT 2024 |
Verleihung des Zeno-Karl-Schindler-Preises 2025 (für herausragende Leistungen in der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft) Jahresversammlung der SAGG
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Germanist:innen aller Teilfächer, Kolleg:innen von den Universitäten aus der Schweiz und dem nahen Ausland, Lehrpersonen aus der Region und der Schweiz, Interessierte an der Zukunft des Faches Deutsch in der nationalen Bildungslandschaft.
Université de Lausanne, Bâtiment Anthropole
Räume: 2024 (Inputreferate/Plenum + Mitgliederversammlung SAGG); 3028, 3059 und 3068 (Ateliers 1-3, parallel)
Für Mitglieder der SAGG kostenlos, für alle anderen Teilnehmenden erheben wir einen Unkostenbeitrag von CHF 30.—, direkt vor Ort in bar zu bezahlen.
Dr. Christian Elben, Prof. Robert Leucht, Dr. Christine Putzo, Prof. Angela Sanmann-Graf, Prof. Claudio Scarvaglieri, Prof. Hans-Georg von Arburg, Prof. Irene Weber Henking, in Zusammenarbeit mit weiteren Kolleg*innen und Mitarbeiter*innen der Section d’allemand, Université de Lausanne
Kontakt: Prof. Hans-Georg von Arburg, hg.vonarburg@unil.ch
Anmeldung über das Anmeldeformular.